"Alte Liebe rostet nicht?" - Gründe, sich (nicht) beim ehemaligen Arbeitgeber zu bewerben

In den vergangenen Wochen hat sich für viele Bewerber*innen die Zahl potentieller Bewerbungschancen drastisch reduziert. Viele Geschäftsführer*innen haben einen Einstellungsstopp verhängt, etliche Unternehmen haben sogar ihre längerfristigen Personalplanungen auf Eis gelegt – ganz zu schweigen von den Firmen, die von der Corona-Krise eiskalt erwischt wurden und den Geschäftsbetrieb einstellen mussten.

 

Deswegen rückt für den ein oder anderen nun der ehemalige Arbeitgeber in ein anderes Licht, nämlich als ganz konkrete Bewerbungsoption. Schließlich weiß man ja, worauf man sich einlässt, stimmt’s? Ja und nein, denn bei der Bewerbung beim ehemaligen Arbeitgeber gilt es Pro und Contra zu bedenken:

 

 

Das spricht für eine Bewerbung beim ehemaligen Arbeitgeber:

 

  • Bewerbungsvorteil Vitamin B

Als ehemalige*r Mitarbeiter*in der Firma weißt du natürlich nur zu gut, an wen du dich mit deiner Bewerbung wenden musst. Während alle anderen unpersönlich an die „sehr geehrten Damen und Herren“ der Personalabteilung schreiben kennst du den/die Entscheider*in mit Namen. Gerade wenn du im Guten mit deinem alten Arbeitgeber auseinander gegangen bist wird man sich gerne an dich erinnern und deine Bewerbung sehr wohlwollend prüfen.

 

  • Du fängst nicht bei Null an

Organigramm? Ablageort der Bestellformulare? Interne Abkürzungen und Fachbegriffe? Telefonliste der Lieferanten? Im Idealfall ist dir alles noch vertraut. So oder so läuft deine Einarbeitungszeit viel schneller ab als externen Bewerber*innen, denn die internen Abläufe hast du hunderte Male schon erfolgreich erledigt. Du weißt, welches der richtige Schlüssel im Schlüsselkasten ist, welcher Aufkleber auf das Werkstück kommt und bei welchem Großhandel bestellt wird. 

  • Klarheit statt Buzzwords

Nicht selten klaffen zwischen blumigen Ausschreibungstexten und betrieblicher Realität Welten. Wenn du dich bei deinem ehemaligen Arbeitgeber bewirbst, dann weißt du von Tag 1 an, welche Leistungen und Ergebnisse die Geschäftsleitung von ihren Mitarbeiter*innen erwartet, welche Stückzahlen produziert und welche Zufriedenheitsquote beim Kunden erreicht werden muss. Unangenehme Überraschungen bleiben dir als „altem Hasen“ daher erspart.

 

  • Du weißt, worauf du dich einlässt

Die Meier aus der Personalabteilung spielt ein falsches Spiel? Der Vorarbeiter lässt den Chef raushängen? Auf die Vertriebsleitung ist kein Verlass? All das kann dich nicht eiskalt überraschen, denn du weißt ja schließlich, wie der Laden läuft. Deswegen musst du keine Kräfte für diese Baustellen verschwenden, sondern kannst dich voll und ganz auf deine Arbeit konzentrieren.

 

 

Aber – wo Licht, da Schatten…

 

Das spricht gegen eine Bewerbung beim ehemaligen Arbeitgeber:

 

  • Die Welt hat sich weitergedreht

Mach dir klar – aller Wahrscheinlichkeit nach kannst du nicht nahtlos da anknüpfen, wo du beim Ausscheiden aus dem Unternehmen aufgehört hast. Während deiner Abwesenheit hat sich die (firmen-)Welt weitergedreht: Neue Teamkonstellationen sind entstanden, Produktbereiche haben sich verändert, neue Aufgaben sind dazu gekommen.

 

  • Nicht jede*r empfängt dich mit offenen Armen

 

„Schön, dass du wieder da bist!“ – das wird nicht jede*r (ehrlich) behaupten. Einige werden froh über deinen Weggang gewesen sein. Für manche*n wirst du auch eine wenig willkommene Konkurrenz darstellen und dementsprechend auch behandelt werden.

  • Dir haftet ein Verlierer-Image an

„Hat wohl nicht geklappt, was?“, „Tja, so schnell sieht man sich wieder!“, „Jetzt kommst du wieder angekrochen…“ – Rückkehrer*innen beim alten Arbeitgeber müssen sich mitunter derbe Sprüche anhören, aus denen nicht selten Gehässigkeit, Genugtuung oder Ablehnung sprechen. An dir klebt ein Image, es im neuen Job nicht geschafft zu haben und rechtzeitig wieder unter die Fittiche des alten Arbeitgebers geflüchtet zu sein. Dieses negative Image abzulegen kostet dich Zeit, Kraft und Nerven.

 

  • Du hattest gute Gründe, deinen alten Arbeitgeber zu verlassen

 Dass du damals in einen anderen Job gewechselt bist war kein Zufall, sondern hatte Gründe. Vielleicht warst du unzufrieden, keine Veränderungsmöglichkeiten zu haben. Oder das Betriebsklima hat sich immer ehr verschlechtert. Oder dein Arbeitgeber zeigte sich überhaupt nicht offen für Innovationsideen. Was auch immer es war, aber es gab damals gute Gründe für dich, den Arbeitgeber zu wechseln. Deswegen stell dir ehrlich die Frage, warum du bei deinem alten Arbeitgeber anheuern willst – Geld allein sollte nicht die Motivation sein.

 

 

Wie du siehst gibt es gute Gründe, sich beim alten Arbeitgeber zu bewerben – ebenso gibt es aber auch schlüssige Argumente, es nicht zu tun.

  • Welche Erfahrungen hast du gesammelt?
  • Hast du dich schon einmal bei einem alten Arbeitgeber beworben?
  • Würdest du es in Erwägung ziehen?
  • Oder wäre das für dich ein „No-Go“?

Ich freue mich auf deine Kommentare!

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Martin Hildebrandt (Dienstag, 07 März 2023 14:50)

    Ich hab’s mal überlegt… ich musste nach 30 Jahre raus wegen eine Standortverlegung. Konnte mich nur von ein paar direkte Kollegen verabschieden. Der Vorstand war peinlich abwesend…
    Sonst war die Freundschaftspolitik sehr wichtig was hieß das manche alles bekamen und andere nicht…ich fühlte mich manchmal auch als das dritte Rad am Wagen…
    Anderseits bin ich nun zum 2. mal arbeitslos und das bringt viel Stress mit sich… ua. Ganz viele Absagen mit diesen übliche Ausreden immer wieder… man fühlt sich nutzlos.. wie Schrott das entsorgt werden soll… echt Hilfe dazu gibts auch nicht leider…. Es ist alles zum k….