Was glaubst du, welche Frage mir in meinem Alltag als Jobcoach von fast jedem Job-Suchenden gestellt wird?
Meistens ist es diese hier: „Haben Sie noch einen speziellen Tipp für mich?“
Und die Fragestellung ist absolut richtig, denn es kann (fast immer) nur um spezielle Antworten gehen – holzschnittartige „one-size-fits-all“-Lösungen funktionieren nicht zufriedenstellend. Ich habe unter den Job-Suchenden, die ich berate, höchst unterschiedliche Personen und Persönlichkeiten:
- Berufserfahrene
- Migranten
- Introvertierte
- Studienabbrecher
- Mini-Selbständige
- Akademiker (ja, teilweise sind es auch Singles mit Niveau… ;-)
- ungelernte Kräfte ohne Führerschein
- langjährige Soldaten
Und jede dieser Personen hat logischerweise seine/ihre ganz speziellen Fragestellungen.
Ein frischgebackener Bachelor steht vor ganz anderen Wegmarken als eine Malergesellin oder ein ehemaliger Soldat, der nun im zivilen Sektor beruflich Fuß fassen will. Du hättest in Sachen Jobsuche mit Sicherheit auch andere Fragen als dein bester Freund. Daher muss jeder gute Coach auch unmissverständlich bewusstmachen (sowohl dem Job-Suchenden als auch sich selbst), dass es um ein individuelles Coaching geht – ein „Schema F“ wird nie dem Job-Suchenden gerecht, sondern ist eine im wahrsten Sinne des Wortes „faule“ Arbeitserleichterung für den Coach.
Wirklich zielführend ist aber nur eine individuelle Betrachtung und ein auf die entsprechende Person abgestimmtes Job-Coaching.
Trotzdem gibt es bei aller Spezifizierung auch Dinge, die für ausnahmslos alle Job-Suchenden zutreffen. Fünf Schritte und Methoden, die sich in der Praxis über alle Berufe hinweg als hilfreich erwiesen haben – und an einer Hand abzuzählen sind:
1. Realisieren
„Echt jetzt?“ denkst du vielleicht gerade. Ein klares „Ja“ meinerseits. Viele Job-Suchende fühlen sich in ihrer Arbeitslosigkeit „wie in einem schlechten Traum“. Es ist aber die Realität, das Hier und Jetzt, in der du dich befindest. Erkenne, wo du gerade stehst und realisiere, dass es „um die Wurst geht“. Hadere nicht damit, in diese prekäre Lage gekommen zu sein – fokussiere dich auf das Finden einer tragfähigen Lösung!
2. Informieren
Der neue Job wird zu 99,98374% nicht in Form eines freundlich dreinlächelnden Arbeitgebers mit einem hochdotierten Arbeitsvertrag unterm Arm vor deiner Haustür stehen. „Ohne gute Informationen kein Job“ – auf diese harte Formel lässt sich die Job-Suche ziemlich gut zusammendampfen.
Nutze also alle dir zur Verfügung stehenden Informationsmöglichkeiten:
- Zeitung
Bitte lies dabei nicht nur den Stellenmarkt, sondern auch Wirtschaftsteil, Werbung und – auch wenn es für manch einen völlig pietätlos erscheinen mag – die Todesanzeigen; in der Wirtschaft sind Aufgaben zu erfüllen, die auch mit dem Tod eines geliebten Menschen nicht aufhören.
- Online-Stellenbörsen
Zur absoluten Minimalausstattung eines jeden Job-Suchenden sollten die Jobbörse der Agentur für Arbeit, meineStadt.de und kimeta gehören; daneben gibt es eine Vielzahl an berufsrelevanten Stellenbörsen – eine gute Übersicht findet sich beim Crosswater Jobguide. Auch in meiner eigenen Linksammlung darfst du dich gerne nach Herzenslust bedienen. Richte dir bitte Suchagenten ein, die dich per eMail sofort über neue Stellenangebote informieren – so kannst du zum einen schneller auf neue Offerten reagieren und sparst dir zum anderen die Frustration, häufig ohne Erfolgserlebnis die gleichen Seiten anzusurfen. Auch Smartphone-Apps zur Jobsuche helfen dir, schnell auf dem Laufenden zu bleiben.
- Agentur für Arbeit/JobCenter
Stell rechtzeitig deinen Antrag auf Arbeitslosengeld; nutz die Kompetenz der Integrationsfachkräfte und frag gezielt nach Förderangeboten. Besuch das Berufsinformationszentrum (kurz: BiZ) und recherchiere, welche Fort- und Weiterbildungen dich beruflich weiterbringen. Als Kunde der Agentur für Arbeit bzw. einer ARGE hast du Zugriff auf das eLearning-Angebot, in der dir Dutzende kostenlose zertifizierte Kurse zur Verfügung stehen.
Noch mehr kostenfreie Weiterbildungskurse findest du übrigens in meinen Links.
Leider bleiben viele Job-Suchende bei einer rein konsumierenden Grundhaltung stehen. Saug aber nicht nur Informationen auf, sondern gib auch selbst Informationen raus; die wichtigste lautet „Ich suche einen neuen Job!“. Informiere dein privates Umfeld – Freunde, Familie, Nachbarn, Vereinskollegen, sowohl analog als auch digital, z.B. per Messenger oder Social Media.
Bitte merk dir eine wichtige Grundhaltung und schreib sie dir tief ins Herz hinein:
Ich muss mich nicht dafür schämen, dass ich einen Job suche –
ich müsste mich nur schämen, wenn ich es nicht täte!
3. Engagieren
Komm raus aus deinem stillen Kämmerlein!
Netzwerke, frische alte Kontakte auf und knüpfe neue Beziehungen – der geschätzte Kollege Lars Hahn hat dafür den spannenden wie sympathischen Begriff „Systematisch Kaffeetrinken“ geprägt und gibt in seinem gleichnamigen Blog unzählige Tipps, wie das erfolgreich gelingen kann.
Besuche Messen, Gewerbeschauen und Tage der Offenen Tür! Bekomm (neu) ein Gespür dafür, wie deine Branche tickt. Komm ins direkte Gespräch mit Personalentscheidern und Multiplikatoren.
Arbeite an deiner digitalen Präsenz! Erstelle bzw. überarbeite dein XING-Profil; eine richtig gute Anleitung dazu gibt es im LVQ-Blog. Meld dich bei LinkedIn an – meine Arbeitskollegin Anastasia hat hier ein paar wertvolle Tipps. Blogge, diskutiere in Fachforen zu deinem Wissensgebiet und sorg dafür, dass der erste Eintrag bei Google zu deinem Namen nicht zum Uralt-Eintrag deiner Realschule führt. 2016 hat bereits gut die Hälfte aller Personaler Infos über die Bewerber gegooglet. Die Zahl dürfte über die Jahre wohl kaum kleiner geworden sein… Ach ja – und vergiss nicht, deine privaten Profile auch wirklich auf privat zu schalten!
4. Entscheiden
Sammle die Informationen nicht nur, sonst kann tatsächlich die Gefahr bestehen, dass du dich in einem Netz aus Infos verhedderst. Nein, aus Informationen musst du deine Rückschlüsse ziehen, Schritte ableiten und Entscheidungen fällen! Werte die gesammelten Informationen aus. Reicht dein Fachwissen noch aus? Musst du einen Umzug in Erwägung ziehen? Mit welchen Berufskenntnissen kannst du andere Bewerber ausstechen? Welche Firmen sind für dich ein potentiell attraktiver Arbeitgeber? Aus all diesen Fragen leitest du den für dich gangbaren und richtigen Weg ab. Und dann heißt es…
5. Umsetzen
Erfolg hat drei Buchstaben: TUN - (Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832)
Belass es nicht bei Gedankenspielen oder „Was-wäre-wenn“-Szenarien. Mach es verbindlich! Formuliere klar für dich, was du wann wie konkret tust. Hol dir dein privates Umfeld an deine Seite und informiere auch deine Freunde und Familie über deine Entscheidungen – das schafft Verbindlichkeit, und dein Umfeld wird dich immer wieder nach dem Ist-Stand fragen.
Diese 5 Basics
- Realisieren
- Informieren
- Engagieren
- Entscheiden
- Umsetzen
lassen sich an einer Hand abzählen – jetzt hast du es in der Hand, daraus etwas zu machen. Viel Erfolg!
Ich freue mich auf dein Feedback: Was hat dir bei deiner Jobsuche geholfen und welche Basics waren für dich am wichtigsten? Bitte nimm dir die Zeit für einen Kommentar...
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